Dienstag, 4. Dezember 2007

Die langen schwedischen Nächte
















Als wir Anfang August in Schweden ankamen, ging die Sonne irgendwann um neun Uhr unter, bis halb elf war es hell, und die ganze Nacht über dämmerte es am Horizont. Es war einfach herrlich. Und was haben wir gelacht, als uns bei der Einführungsveranstaltung eine Vortragende darauf aufmerksam machte, dass es im Winter eine Depressions-Selbsthilfegruppe an der Universität gäbe.

Doch die Zeit verging, und die Sonne wurde schwächer. So schnell, dass es zeitweise wirklich furchterregend war. Eine Zeitlang wurde es alle zwei Wochen um eine Stunde früher finster.

Und unsere Stimmung war nicht mehr die beste. Eine gewisse Mutlosigkeit befiel uns, eine tiefe Müdigkeit. Paradoxerweise waren jene nebligen Tage besser, an denen draußen keine Sonne zu sehen war. Am schlimmsten waren Tage wie heute, an denen man pünktlich zum Mittagessen um halb zwei den Sonnenuntergang beobachten konnte. Durch den schrägeren Einfallswinkel der Sonne blieb es noch etwas länger hell, aber um halb vier war es stockfinster.

Als wir letzten Freitag auf einer Geburtstagsparty waren, las ich auf einem ausgeschnittenen Zeitungsartikel, der am Gemeinschaftskühlschrank klebte, die "10 untrüglichen Zeichen für eine Depression" - die Schweden gehen mit diesem Thema anscheinend etwas lockerer um, leiden doch fast 20% aller Skandinavier an der Winterdepression.

Aber keine Sorge, der Kampf gegen das Stimmungstief ist bereits aufgenommen. Wir trainieren fleißig im IKSU, dem größten Fitness- und Trainingscenter von ganz Schweden. Ich stehe meistens am Laufband und schwimme im Becken, die Reni turnt bei Ultra-Power-Yoga, Power-Pilates oder African Power Dance. Und in unserem Wohnzimmer hängt seit kurzem eine Sternderl-Lichtkette, die noch mehr Licht in unsere Herzen bringen soll. [Tom]

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