Montag, 17. März 2008

Schweden ist mehr als Pippi

Schweden ist ein schönes Land. Die Menschen wohnen in kleinen roten Häuschen, oft mit Äffchen und Pferd, ihre Kinder fliegen mit Wildgänsen durch die Gegend und zu Mittsommer feiern und tanzen die Schweden, bis schließlich ein ganz Betrunkener den Mittsommerbaum umreißt und das gute Geschirr gleich mit.

Es ist ganz in Ordnung, sich Schweden so vorzustellen. Pippi Langstrumpf und IKEA prägen eben unsere Vorstellungen von diesem Land. Unsere schwersten Geschütze, Johann Strauß jun. und "The Sound of Music" sind ja ehrlich gesagt auch nicht ohne. Es soll ja Menschen geben die ernsthaft glauben, dass in Wien die Leute auf der Straße Walzer tanzen.

Dass es in Schweden nicht ganz so ist, wie uns die IKEA-Werbung weismachen will, hab ich schon gewusst, bevor mir vorige Woche mein Fahrrad (und ebenso das von der Reni - waren praktischerweise zusammengekettet) gestohlen wurde. Schweden, das vermutlich irgendwann einmal wirklich dieses Pippi-Langstrumpf-Idyll war, ist in den letzten Jahren zu einem der gefährlicheren Länder Europas geworden.

Wenn man in Schweden mit diesen gratis aufliegenden U-Bahn-Zeitungen schwedisch lernen wollte, wären die ersten Worte brott (Verbrechen), rån (Raub) und våldtäkt (Vergewaltigung). Das schwedische Wort mord ist praktischerweise gleich wie im Deutschen. Jeden Tag staune ich von Neuem, was es so an Verbrechen gibt. Einmal explodiert eine Autobombe in der Innenstadt, dann wird im Zuwanderervorort Rinkeby ein Mann in seinem Fahrzeug von automatischen Waffen durchsiebt, und schließlich die Privatwohnung eines Staatsanwaltes beschossen. Kein Wunder also, dass die besten Krimis aus Schweden kommen.
Aber das alles ist nichts gegen das, was sich im Bereich der Vergewaltigungen abspielt. Im Jahr 2007 wurden in Schweden 4750 Vergewaltigungen angezeigt. In Österreich, das etwa gleich viel Einwohner hat, waren es im Vergleich dazu 710. Die Angst verändert auch das Verhalten der Menschen. Als ich vor einiger Zeit über ein Inserat von einer Frau gebrauchte Möbel kaufen wollte, sagte sie mir, dass sie keinen fremden Mann in die Wohnung ließe, solange sie allein sei.

Doch dieses Problem betrifft nicht nur Stockholm, sondern auch kleine Provinzstädte. Wer Lust hat, kann sich einen interessanten Artikel über den Serienvergewaltiger von Umeå durchlesen, der die kleine Stadt zwischen 1999 und 2006 in Angst und Schrecken versetzte. http://www.zeit.de/2007/18/Schweden?page=1

Und das nächste Mal kommen wieder Landschaftsbilder! ;-)
[Tom]

1 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Seas,
scho dran dacht a heimattreue schwedische partei zu gründen?! ;)