Donnerstag, 24. April 2008

Gedanken: zur Demaskierung einer Kultur

Graz, Hauptplatz. Mit Uhrturm und Erzherzog Johann Brunnen.Es ist gut, dass Tom nun die Erfahrung der kulturellen Desillusionierung in Schweden macht und einige oberflächlich entstandene, oder durch andere Umstände gebildete Illusionen hinterfragt. Die Masken der schwedischen Kultur fallen immer schneller vor Toms Blick ab. Jeder besitzt seine/ihre eigene kulturelle Brille - in unserem Fall sind wir stark durch unser aufwachsen in Österreich geprägt - mit all unseren gewohnten Normen und Werten. Auch Tom schaute bis jetzt durch seine eigene, gefärbte kulturelle Brille auf die schwedische Kultur. Aber langsam beginnt die Demaskierung, je tiefer er in die schwedischen Welten eintaucht.

Aus seiner jetzigen Position heraus - der normalen Arbeitsbiene in einem funktionierenden Gesellschaftssystem, welche die Erfahrungen seines Studenten-Daseins erweitert - bekommt er ganz eigene Einblicke. Das Land lernt er nicht von außen, sondern von innen kennen. In einem "fremden" Land leben ist gut und schön, aber es kommt immer darauf an von welcher Position aus man es entdeckt. Das ist eine spannende Sache sich darüber Gedanken zu machen mit welchen Voraussetzungen und aus welchem Blickwinkel wir unseren Blick auf ein Land richten. Wie kann man als "Fremder" obwohl wir ja doch nicht so fremd sind, weil europäisch, andere Kulturen im allgemeinen kennen lernen? Ist es möglich als Outsider eine Insider Perspektive zu bekommen? Fehlen denn nicht immer einige Puzzle-Teile zum Gesamtbild?


Ich glaube, ein Land kann man nur über Kontakt und Auseinandersetzung mit seinen Menschen kennen lernen. Denn die machen erst eine Kultur, ein Land aus und dadurch wird es erst zu dem was es ist. Aber die Menschen selbst sind so vielfältig wie die Landschaft eines Landes. Was ein Land angeblich ist und ausmacht, ist genauso wiederum eine Konstruktion in den Köpfen vieler. Und das, was dann rauskommt von den Insidern, wenn sie mit Outsidern sprechen ist auch nur eine Reduktion von komplexen Abläufen, Erfahrungen, Systemen und Geschichten.

Tom steht nun wohl direkt mit Schweden in Verbindung. Als Arbeitsbiene leistet er etwas, zahlt Steuern und erlebt das normalste des normalen überall, aber in einem fremden Land: das Arbeiten. Da eröffnen sich neue Welten und Weiten. Die Dimensionen des ordinären schwedischen Arbeitslebens und das Leben einer gemeinen schwedischen Arbeitsbiene geben den Blick frei auf weitere Details und Unterwelten, die man als Tourist oder Student nie in einem neuen Land erfahren kann. [Reni]

Mittwoch, 23. April 2008

Zurück aus dem Nichts






Wenn Katzen schwarz werden vor lauter warten, überreife Cherrytomaten abfallen und der Blog von Leuten gekapert wird, die einen auffordern, endlich einmal wieder etwas schreiben, dann ist es höchste Zeit, sich wieder einmal für kurze Zeit vor den Computer zu setzen und eine Geschichte zu erzählen.

Es wäre ja nicht so, dass in den letzten drei Wochen meiner bloggischen Abwesenheit nichts passiert wäre. Neuer Job, neue Wohnung, neues Ziel auf der Uni. Irgendwie fast schon zuviel für drei Wochen.

Womit kann ich beginnen? Gut, nehmen wir meine neue Arbeit.

Schon beim zweiten Anlauf war meine Jobsuche erfolgreich. Und es gab sogar etliche andere Bewerber außer mir, was komisch anmutet, denn wer arbeitet schon freiwillig nachts, auch an Wochenenden, und das bei ziemlich schlechter Bezahlung? Nur Leute, die kein Privatleben haben und brauchen, so wie ich.

Also bin ich meinem Berufsbild treu geblieben und arbeite ich als Nachtrezeptionist in einem wirklich guten, zentral gelegenen 4-Sterne-Hotel am Stureplan, einem erstrangigen Fortgehviertel in Stockholm. Nachtrezeptionist sollte nicht verwechselt werden mit Nachtportier, der sich hinlegen kann, und dann und wann die Türe öffnet. Nachtrezeptionisten, auch liebevoll-zärtlich Nighties oder schwedisch nattisar genannt, müssen wirklich arbeiten in der Nacht.

Meine Kollegen sind wirklich sehr nett, das Hotel ist schön, die Arbeit nicht überwältigend anstrengend. Dreier Illusionen wurde ich trotzdem beraubt: derer, dass es irgendwo auf der Welt ein Hotel ohne Intrigen gibt, dass die Schweden andere Menschen seien, und der Illusion, dass ich schon recht gut Schwedisch sprechen würde.


Das Hotel... ich weiß - außen pfui, aber innen hui!


Mein Arbeitsplatz... die tollen Artischockenlampen sind NICHT vom IKEA!


Mein ganz persönlicher Star - unser Drahtelch!


Wie weit muss man in einem Land "gehen" um es ganz kennenzulernen? [Reni]

Samstag, 19. April 2008

Warten...

Dieses Tier kann warten und warten. Sie wird auch nicht schwarz dabei sondern nur hungriger und hungriger. Im richtigen Augenblick weiß sie zuzuschlagen und ihre Chance zu ergreifen, dann hat sich das warten auch ausgezahlt. Aber im Rentierland kann man warten und warten, da scheint sich einfach keine Chance zu ergeben endlich wieder etwas neues und spannendes von (reni)Tom über leben, arbeiten und studieren in Stockholm zu erfahren. Aber vielleicht schon bald... und dann werden wir Daheimgebliebenen wohl grün werden vor Neid - aber alles wenn die Zeit reif ist. [Reni]