Manche sagen, Lappis wäre ein Studentenghetto. Daran ist einiges Wahres. Eine eigene Stadt mit 2400 Einwohnern, allesamt Studenten. Eigener Supermarkt, eigene Pizzeria, sogar ein eigener Strand, liebevoll "Lappis Beach" genannt. Eigentlich ein autarkes System, nur der Alkohol muss aus der nahen Großstadt importiert werden. Sogar eine eigene Gerichtsbarkeit gibt es: wenn man am nächsten Tag eine schwere Prüfung hat, und die Party vom Nachbarn außer Kontrolle gerät, ruft man nicht die Polizei, sondern den eigenen Lappis-Wachdienst, der die Ordnung unmittelbar wiederherstellt.


Das Allermagischste geschieht aber jeden Dienstag um 22:00. Da versammeln sich ein paar Studenten auf dem (überschaubaren) Hauptplatz, und beginnen plötzlich aus voller Kehle zu schreien. Daraufhin öffnen sich sämtliche Fenster in ganz Lappis, und auf einmal schreien (annähernd) 2400 Studentenstimmen um die Wette. Dieses merkwürdige Ritual nennt sich "Ångestskriket", zu deutsch Angstschrei. Einerseits zum Dampfablassen, aber auch um gegenüber der nächsten Klausur klarzustellen: "Ich fürchte mich nicht vor dir!" Und wegen der Tradition. Und hauptsächlich aus Spaß.

In diesen Minuten spürt man so etwas wie ein Gemeinschaftsgefühl. Welches spätestens dann verloren geht, wenn man in der Waschküche den nächsten Zusammenstoß mit einem Vollidioten hat, der einfach die Waschmaschine nimmt, die man für sich selbst reserviert hat. Oder wenn man Küchendienst in der Gemeinschaftsküche hat, und man sehen muss wie 6000 Jahre Zivilisation an manchen Studenten spurlos vorübergegangen sind.
Schön ist auch, dass die Studenten nicht von bösen Maklern ausgenommen werden, sondern ihre Stadt selbst besitzen. Denn alle Wohnblöcke gehören dem "Stockholms Universitets Studentkår", quasi der schwedischen ÖH. So günstig wie hier wohnt man sonst nirgends in dieser Nähe zur Innenstadt.
Nun wohn ich hier noch gute zwei Wochen, mit 12 anderen Studenten im Korridor. Und trotz allem Schlechten hier... zumindest den "Ångestskrik" werd ich vermissen.
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